Wie entstand der Wachsende Stein von Usterling bei Landau?

Sonntag, 08. Mai 2016
285. Veranstaltung
Geologisch-landschaftskundliche Exkursion
Leitung: Fritz Pfaffl, Zwiesel
Oberhalb des Dorfes Usterling bei Landau a. d. Isar befindet sich eine steinerne Rinne als sehenswertes Naturdenkmal. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die um 1500 erbaute Dorfkirche mit einem Altarbild, auf dem die Taufe Jesu durch Johannes dem Täufer statt am Jordan schlicht am Wachsenden Stein dargestellt wird – ein kulturhistorisches Kuriosum.
Die geologische Entstehung der Rinne stellt man sich so vor: An Quellaustritten bilden organische Moos- und Pflanzenstrukturen Barrieren, an denen Kalk ausfällt. Sterben die Pflanzen ab, so werden sie weiter dicht von Kalksinter eingehüllt. Das Rinnsal  kann das durchflossene Terrain kaum noch erodieren, weil es ständig neu schwer mit Kalk beladen ist.  So entsteht ein immer mehr in Länge und auch Höhe wachsender Kalkwall.
Der Wachsende Stein von Usterling an der Steilflanke zur Isar hat bereits eine Länge von 37 m und eine Höhe von 5 m, bei einer Basisbreite von etwa einem Meter und einem geschätzten Alter von wenigen tausend Jahren. Mittlerweile ist es nötig, dass der Mensch die Rinne pflegt, indem man im Winter zum Schutz vor Frostsprengung das Wasser um die Rinne herumleitet und im Sommer Blattwerk etc. am Kamm der Rinne entfernt, damit das Wasser auf deren Rücken fließen und den Stein weiter wachsen lassen kann.
In Bayern gibt es solche Quell-Kalkrinnen an 14 Orten, mit 6 Stück die meisten im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Die mit 150 m längste steinerne Rinne befindet sich bei Heidenheim.
Pfaffl, F. und Hirche, Th. (2011): Die Geologie und Mineralogie der Bayerischen Alpen und des Alpenvorlandes. Band 5. 444 Seiten, Ohetaler Verlag, Grafenau.
Fritz Pfaffl u. Thomas Hirche


(Die Einladung dazu als PDF zum Download)







Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 08.04.2024.