Die Vulkane Süditaliens

Sonntag, 18. März 2018
299. Veranstaltung
Vulkanologisch-landeskundlicher Lichtbildervortrag
Referent: Herbert Stockbauer, Grafenau
1981 führte eine wissenschaftliche Exkursion der LMU München eine Gruppe von Studenten der Mineralogie/Petrographie und Geologie zu den Vulkanen in Süditalien. Der Weg führte von München mit dem Nachtzug nach Rom, von dort weiter nach Neapel. Eine Tragflächenfähre brachte die Gruppe zur Insel Stromboli, dem ersten Exkursionsziel. Der Vulkankegel im Tyrrhenischen Meer ist seit der Antike bekannt für seine regelmäßigen, aber meist harmlosen Eruptionen. Höhepunkt war eine Übernachtung in freier Natur auf dem Gipfel, wo die Ausbrüche ein eindrucksvolles nächtliches Naturschauspiel boten. Die nächsten Ziele waren die Inseln Lipari und Vulcano, wo viele Ziele intensive Einblicke in vulkanische Formen und Folgeerscheinungen wie Solfataren und Fumarolen, mächtige Bimssteinlager oder Obsidian-Ströme zuließen. Auf Vulcano brachte ein Bad im berühmten Schwefel-Schlammbecken oder im nahen Meer, ebenfalls durch heiße Wässer deutlich erwärmt, willkommene Abwechslung in den trockenen Exkursionsalltag. Nächste Station der Exkursion war der Ätna auf Sizilien, wo die unterschiedlichen Formen von Lavaströmen und -Tunneln genauso zum Programm gehörten wie die gefürchteten Ausbrüche tief unten an den Flanken, oft genug vor den Toren der Dörfer und Städte. Höhepunkt war hier aber die Besteigung der Gipfelregion, wo die Gruppe hautnah die röhrenden und dröhnenden Asche-Ausbrüche aus den Gipfelkratern erleben durfte. Das letzte Exkursionsziel, der Vesuv bei Neapel, wurde wegen heftigen Unwettern aufgegeben. Dafür ergab sich ungeplant ein Tag im antiken Rom, bevor die Rückreise angetreten wurde.
Der Vulkanismus in Süditalien ist eine Folge der Subduktion der nach Norden vordringenden afrikanischen Kontinental-Platte unter die europäische. Der Ätna liegt zudem auf einem noch immer seismisch und vulkanisch aktiven Kreuzungspunkt mehrerer Verwerfungslinien. Auch die schweren Erdbeben der letzten Jahre in Mittelitalien gehen auf diese Aktivitäten im Untergrund zurück, die als langfristiger geologischer Vorgang auch weiterhin aktiv bleiben werden. Mit mehr als 50 bis 100 Mio. Jahren deutlich älter als der Vulkanismus in Süditalien, der auf mehrere hunderttausend Jahre datiert wird, sind die Auffaltungen der Gebirge in Europa. Dieses sog. alpidische Gebirgssystem ist ebenfalls durch das Aufeinandertreffen der beiden Platten entstanden. Neben den Alpen gehören zu diesem System auch die Pyrenäen, die Sierra Nevada in Südspanien sowie der Hohe Atlas in Nordafrika. Der italienische Apennin ist ebenso Teil dieses Systems wie die Gebirgsketten im Balkan und die Karpaten. Auch östlich davon werden die Gebirgszüge in Anatolien und der Kaukasus diesem System zugerechnet.
Herbert Stockbauer, Grafenau




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