Rund um den Großen Arbersee

Sonntag, 11. Oktober 2020
316. Veranstaltung
Naturkundlich-glaziologische Exkursion
Referent: Fritz Pfaffl, Zwiesel
Zu den Problemen der glazialmorphologischen Erscheinungen am Großen Arbersee hat ENGELMANN (1952) Stellung genommen und unter Weglassung aller bislang sehr kontrovers geführten Diskussionen sich zusammenfassend geäußert. Hierzu ein Zitat aus seiner Publikation, da es in einer schwer zugänglichen Zeitschrift erschienen ist:
„Zwischen dem Seeriegel (1444 m) des Arbergipfels und dem Seewandgipfel (1340 m) zieht sich das Tal ins Tal des Großen Regens hinab. Sein Seebach wird vom Großen Arbersee gespeist, dem der Geigen- und der Bärenbach zufließen. Dazwischen hing vom Sattel zwischen beiden Gipfeln (1260-1278 m) 400 bis 500 m tief ein Eisvorhang über die Seewand hinab, der die Terrassenabfälle seiner von Rutschflächen durchsetzten Felsunterlage in Gletscherstürzen und -brüchen überwand. Die Eismassen der Seewand vereinigten sich mit den beiden aufeinander zulaufenden Gletscherströmen des Geigen- und Bärenbachtales in dem nordsüdlich gerichteten hinteren Teil des Großen Arbersees, der höchstens 9 m tief ist. Er bildete den Anfang des Gletscherbettes, in dem der Große Arbersee-Gletscher zwischen Seitenmoränen, die in 1055 bzw. 1095 m Meereshöhe ansetzen, ostwärts ins Seebachtal hinausglitt. Seine Endmoräne lag in 850 m Meereshöhe (85 m unter dem Seespiegel und 700 m unter dem Arbergipfel). Die Breite des Gletschers erreichte zwischen den Ansätzen der obersten Seitenmoränen 1,3 km und über den vorderen Seeteil 1 km; sie verengte sich unterhalb des Sees zu einer Gletscherzunge von 375 bis 350 m Breite.
Während die linke Seitenmoräne, die sich in drei bis vier Züge gliedert, im Einschnitt der Brennesstraße gut aufgeschlossen ist und durch den an ihrem Außenrand abfließenden Steinbach klar abgegrenzt wird, schiebt sich in das Blockband der rechten Seitenmoräne unterhalb des Sees ein Hufeisenwall ein, der den Stillen See, vermoorte Wassertümpel und trockenliegende Wannen einschließt. Vielleicht wurde hier die rechte Seitenmoräne des Hauptverstoßes durch eine spätere einseitig aus dem Geigenbachtal gespeisten Gletschervorstoß überfahren. Unterhalb der Endmoräne in 850 m Meereshöhe gibt es keine Gletscherspuren im strengen Sinne der klassischen Eiszeitforschung, wohl aber die Reste von Fließerdedecken, die sich an den Hängen verbreiten und weit ins Tal des Großen Arbers hinabsteigen. Sie bildeten sich wie die Gletscher des Großen Arber im jüngsten Abschnitt der Eiszeit, der nach der Gliederung der alpinen Vergletscherung die Würmeiszeit genannt wird.“
Die Kartierung der Moränenlandschaft am Großen Arber zeigte auf, dass die Seitenmoränen infolge unterschiedlicher Geländeneigungen an beiden Seeseiten andersartig ausgebildet sind. Der steilere Hang an der rechten Seite zeigt in sehr regelmäßiger Form vier Moränenzüge, die in Höhe des See-Endes ihre Richtung ändern und an der großen Kurve der Regenhüttler Straße in hufeisenförmigen Endungen mit Hohlkehlen abfallen. Die dem Seebach am nächsten liegende große Seitenmoräne hinterließ im Zwickel zur kürzeren 2. Seitenmoräne und zur 3. Seitenmoräne drei kleine abflusslose Becken. In dem der Bodenmaiser Straße nächstgelegenen Becken blieb ein kleiner „Stiller See“
Fritz Pfaffl, Zwiesel



Die Einladung als PDF zum Download





Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 17.05.2024.